Da liegt sie nun. Friedlich wie immer.
Aber ob das in ein paar Stunden auch noch so sein wird? – keine Ahnung.
Der Grund?
Wir verabschieden uns heute vom heißgeliebten Schnulli. Schnucki. Zizi. Ulli. Foppa. Lula.
Er hatte viele Namen in den letzten 3,5 Jahren.
Doch er war immer eins:
- ein treuer Begleiter, wenn die Mini-Madame Trost suchte.
- ein treuer Begleiter, wenn sie müde war
- ein treuer Begleiter, wenn sie sich geärgert fühlte
- ein treuer Begleiter, wenn sie traurig war
- …und in so vielen anderen Momenten
Ich schaue ihr zu. Tagtäglich. Und fühle es, wie besonders und wertvoll sie die Beziehung zu ihrem Nucki empfindet. Doch ich fühle auch, dass es wirklich Zeit ist, loszulassen.
Sie sagt es selbst: Sie ist schon groß!
Wie sehr habe ich gehofft, dass sie sich selbst davon abnabeln will – so wie es bei der Windel auch war. Problemlos. Freiwillig. Stolz.
Doch ich habe mittlerweile das Gefühl, dass ich in dieser Situation vergebens warte.
Es ist ja schließlich auch eine ganz besondere Bindung. Ich weiß es. Ich kenn sie.
Ohne Hilfe wird’s in diesem Falle nicht klappen.
Und deshalb habe ICH mich entschlossen, ihre Schnullis dem Christkind zu schicken.
Mit der Post. Ganz nach dem Motto: die Post bringt allen was – auch dem Christkind. Und das Christkind ihr dann ein tolles Geschenk – weil sie so tapfer ist.
Aber allein wenn ich das schreibe, fühlt es sich nicht richtig an. Es ist ja nicht MEIN Körper. Nicht MEIN Schmerz. Obwohl…irgendwie schon. Ich trauere genauso mit. Für sie. Weil sie mir leid tun wird. Aber gesundheitlich habe ich dann doch wieder das Gefühl, die richtige Entscheidung für mein Kind zu treffen.
Hach. Ich weiß auch nicht. Bei ihrem Bruder war das alles viel leichter.
Ein Statement à la „in deinen Schnullis sind Würmer drinnen“ vom Urliopa hat gereicht und er wollte sie nicht mehr.
Bei Lina gestaltet sich das irgendwie viel schwieriger. Würmer sind egal. Wenn einem Kind im Kindergarten ein „die Lina hat ja noch einen Schnulli“ rausrutscht – ist ihr auch egal. Sie ist ein wirklich selbstbestimmendes Mädchen und weiß genau was sie will/braucht. Eigentlich eine tolle Eigenschaft, aber in dieser Sache auch eine kleine Herausforderung für uns alle.
Auch die Tatsache, dass sie immer minimum 3!!! Schnullis braucht, macht die Situation nicht einfacher. Wir haben es schließlich bis jetzt nicht mal geschafft, den Konsum auf ein Stück zu reduzieren. Glanzleistung. Ich weiß.
„Du hast doch nur einen Mund. Du brauchst doch nicht mehr Schnullis!“
Mama, 29, hofft auf Einsicht
Auf diese Aussage lächelt sie mich einfach nur verschmitzt an und erklärt mir total siegessicher, dass sie die anderen DOCH brauche – zum Wechseln. Wenn der eine zu warm und ausgelutscht ist, brauche sie den anderen. And so on…and so on…
Das wird die nächsten Tage/Wochen ein Spaß! Nicht.
Natürlich bereiten wir sie schon seit Wochen darauf vor, was heute passieren wird.
- Dass sie schon zu groß dafür ist
- Dass der Nucki die Zähne kaputt machen kann
- Dass man sie beim Sprechen nicht gut verstehen kann, wenn sie ihn im Mund hat
Wir versuchen natürlich auch, ihr dieses Ereignis so schmackhaft zu machen, wie nur möglich. Wie stolz wir dann auf sie sind. Und dass sie auch mächtig auf sich selber stolz sein kann.
Ich glaube, dass es einerseits ein gutes Gefühl für sie ist. Zumindest in dem Moment, wo sie das Paket abgeben darf. Ich bin mir aber auch sicher, dass sie nicht genau realisieren will/kann, was danach kommt.
Ein schnullifreies Leben.
Oben ohne wenn man traurig ist. Oben ohne, wenn man sich weh getan hat.
Ja, auch beim Schlafen oben ohne.
Was für ein Leben?!
Natürlich ist das Dilemma nicht komplett, wenn nicht noch etwas unvorhersehbares geschehen muss.
Musste ich doch tatsächlich feststellen, dass die kleine Maus fiebert, als ich sie vom Kindergarten geholt habe. So kurz vor der Ziellinie. Ist es die Aufregung vor Weihnachten? Die Angst vor der Trennung? Ein Infekt? Ein Zahn? Oder – um gottes willen bitte nicht – Corona? Neee. Diesen Gedanken will ich direkt aus meinem Kopf verbannen. Wird nur der Stress sein. Schließlich ist sie auch eine typische „Stressfieberin“. Ist bestimmt die Aufregung. Wird schon alles gut gehen…
So. Jetzt aber genug gelabert. Dieser Meilenstein und die ganze Situation macht mich einfach ganz kirre. Merkt man das? Trotz allem ist es wieder ein Stück mehr Abnabelung von meinem Baby. Das einzig Babyhafte, dass ihr dann noch bleibt, ist das Fläschchen. Sonst nichts mehr. Nada. Niente. Mein Baby wird groß!
Es würde mich kein Stück wundern, wenn ICH es bin, die dann am Postschalter stehend Rotz und Wasser heult, weil die Schnullis endgültig weg sind.
Gibt es einige Muttis hier, die das verstehen können? Oder bin ich ein komplett hoffnungsloser Fall?
Ich hoffe einfach, dass die Magie von Weihnachten uns in dieser Sache unterstützt und wir das Thema relativ stressfrei geschaukelt bekommen. Es wird auf alle Fälle viel Begleitung dahinter stecken. Und schlaflose Nächte. Keine Frage. Mein Ziel ist es bloß, diesen Abschied so schön, wie ein Abschied eben schön sein kann, zu gestalten.
Mich würde außerdem wirklich interessieren, wie ihr das mit dem Schnullientzug gemacht habt.
Wie alt waren eure Kinder damals? Habt ihr das entschieden, oder euer Kind? Und wie lange hat es gedauert, bis die Kleinen davon los gekommen sind?
Ich freue mich auf eure Geschichten in den Kommentaren.
Drückt uns die Daumen.
In Liebe,
Sabrina